An windigen Tagen schmücken Tausende von bunten Segeln das Wasser, die Windsurfer zischen wie Pfeile von einer Küstenseite zur anderen, während die geblähten Segel der Segelboote mit voller Fahrt auf die offenen Gewässer im Süden zusteuern. Obwohl es lange Zeit so aussah, als hätten die Surfer den See fest im Griff, erfreut sich das Segeln gerade in den letzten Jahren wieder zunehmender Beliebtheit.

Hinter dem heutigen Segelsport am Gardasee steht eine lange Tradition. Die Anfänge gehen in die 60er Jahre zurück: Damals wurde in Torbole, einem quirligen Ort an der Nordspitze des Sees, der erste Segelclub gegründet. Seitdem hat der Gardasee zahlreiche Skipper der Spitzenklasse hervorgebracht. Der Segelsport konzentriert sich - wie alle windabhängigen Wassersportarten am Gardasee - auf seinen nördlichen Teil. Hier geben die Winde Vento und Ora den Takt vor – und das aufgrund der besonderen mikroklimatischen Bedingungen in zuverlässiger Regelmäßigkeit.

Der Vento ist ein relativ kalter Nordwind. Er treibt sein Spiel meist schon ab Mitternacht und erreicht seinen Höhepunkt am frühen Morgen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 7 Bft. Gegen Mittag dreht sich der Spieß dann um: Der warme Südwind Ora setzt ein und beschert vor allem die nördliche Spitze des Gardasees mit Windstärken um die 5 Bft.

Unter diesen Voraussetzungen konnte sich eine ausgeprägte Segelkultur entwickeln. So fanden letztes Jahr über 90 Regatten lokaler, nationaler und internationaler Bedeutung aller Kategorien statt, darunter z.B. die berühmte Centomiglia, die seit 40 Jahren alljährlich veranstaltet wird.

Übrigens: wenn einem auf dem Wasser ein Boot mit zweifarbigen Segel, oben Braun und unten Weiß begegnet, dann wird dieses Boot von einem Blinden gesteuert. Das Projekt "Homerus" lehrt Blinde selbstständig zu segeln und wurde 1995 in Toscolano-Maderno ins Leben gerufen. Inzwischen gibt es über 80 Blinde, die innerhalb von "Homerus" Segeln gelernt haben und auch Wettkämpfe austragen. Also, bitte daran denken: wenn man ein zweifarbiges Boot kreuzt, sollte man ihm stets die Vorfahrt lassen.