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Segelreviere in Masurische Seenplatte
YACHTCHARTER POLEN: TÖRNBERICHT
Von Störchen begleitet
Masuren hat was. Nicht nur eine sehenswerte Natur mit vielen Störchen. Sondern auch an die 300 Binnenseen. Jeder ein Paradies für Segler. Wir waren zu zweit auf einem Schwertkreuzer unterwegs, Typ MAK, 7,07 Meter Länge über alles, legbarer Mast, Hubdach, 24 Quadratmeter Segelfläche am Wind. Der legbare Mast ist wichtig wegen der Brücken und tiefhängenden Überlandleitungen, die die Passagen zwischen den vielen Seen erschweren. Dass der Storch im Wappen von Masuren zu sehen ist, muss den Besucher nicht verwundern. Schließlich hat Adebar überall in diesem wasser- und waldreichen Landstrich, ein Geschenk der letzten Eiszeit, sein Nest aufgeschlagen.
Statistiker wollen sogar wissen, daß jeder vierte der rund 150.000 Störche weltweit auf der Wanderschaft auch in Masuren Rast macht, folglich zumindest zeitweilig ein "Masowje", ein Masure, ist. Für Naturschützer gilt die Storchen-Liebe zur im Nordosten Polens gelegenen Landschaft auch als Beleg für das intakte Ökosystem der weitgehend unberührten Gegend im einstigen Ostpreußen, nahe der Grenzen zu Rußland, Litauen und Weißrußland.
Etwa 3000 Seen zählt Masuren. Sie belegen etwa 15 Prozent der gesamten Fläche. Zu den bekanntesten und größten zählen der Löwentinsee (Jezioro Niegocin) und der Kissainsee (Jezioro Kisajno). An der Landbrücke dazwischen hat sich die 30.000 Einwohner zählende Kleinstadt Gi´zycko breitgemacht. Das ehemalige Lötzen, einst benannt nach einer noch in Resten existierenden Grenzburg der Ritter des Deutschen Ordens, auch Standort der nach dem früheren preußischen Kriegsminister Hermann von Boyen getauften Festungsanlage des 19.Jahrhunderts, gilt unter Kennern wegen seiner exponierten Lage als Wassersport-Hauptstadt Polens und fördert gerade deshalb ganz besonders den Tourismus.
So gelang es, die Polnischen Kajütboot-Meisterschaften (Mistrzostwa Polski Jachtów Kabinowych) bis auf weiteres nach Gi´zycko zu holen. Und alle Jahre wieder im Winter, wenn klirrende Kälte die Masurischen Seen spiegelglatt gefrieren lässt, finden die Pokalrennen der Eissegelschlitten statt, auf denen die besten polnischen Steuerleute zu sitzen pflegen, auch wenn sie längst im kapitalstarken westlichen Ausland arbeiten.
Von Gi´zycko,dem Start unserer Reise, geht die Fahrt zunächst über den Lötzenkanal, der wie ein breiter Boulevard durch die Stadt führt und dabei mit der veralteten, noch immer per Hand bewegten Drehbrücke ein echtes Baudenkmal passiert. Sie ist ein einzigartiges Hindernis auf dem Kurs zum nur 2 Kilometer entfernten Kissainsee, einem Teil des Mauersees (Jezioro Mamry), mit 104 Quadratkilometern das zweitgrößte Gewässer der Masurischen Seenplatte.
Ganz im Norden des Sees liegt Angerburg (Wegorzewo), unser Tagesziel. Bis auf 6 Beaufort hat der Wind zugelegt. Auf dem Schwertkreuzer wird es nass und ungemütlich. Das Großsegel wird vorsichtshalber geborgen. Außenborder an, alle Mann ins Cockpit! Denn in der hohen und steilen Welle, die sich plötzlich aufgebaut hat, läuft sonst die Schraube leer.
Endlich in Angerburg. Die dortigen Hafenanlagen sind erheblich erneuerungsbedürftig und halten einem Vergleich mit denen von Gi´zycko nicht stand. Dafür entschädigt uns der stille, farbenprächtige Abend, dessen späte Sonne die im Hafen ankernden Boote in goldenes Licht taucht. Die folgende Segeletappe führt uns nach Steinort (Sztynort Duzy). Hier hat das Geschlecht der Lehndorfs Spuren aus drei Jahrhunderten masurischer Familiengeschichte hinterlassen. Doch die sind arg verblasst - vor allem rund um das Schloss der ehemaligen Pferdezüchterdynastie. Im löchrigen Dach des Anwesens nistet ein Storchenpaar, ungerührt ob des Verfalls ringsum.
Ein mit einer Polin verheirateter österreichischer Investor erwägt dennoch, das alte Gemäuer zu einer internationalen Begegnungsstätte aufzubauen. Der moderne Hafen des Ortes befindet sich indes in einem erstklassigen Zustand. Von hier geht der Törn weiter zum Dobensee, und dort liegt eine Insel. Auf polnisch heißt das Eiland Wysoki Ostrów und wird als Kormoran-Insel allen empfohlen, die den Vogel, der Fisch in Massen frisst, immer noch für eine Sehenswürdigkeit halten. Unzählige Tiere haben die Insel derart vollgekotet, daß auf den Schlafbäumen kein Blatt mehr wächst. Wer hier vorbeisegelt, dem sticht ein scharfer Ammoniakgestank in die Nase.
Der Einkauf von frischem Proviant gestaltet sich schwieriger als erwartet, weil die wenigen Stege - ein Fluch der freien Wirtschaft - allenorts mit der Warnung "Privat, Anlegen verboten!" gekennzeichnet sind. Wir machen dann nach längerem Suchen auf einer gastlicheren Insel fest, vor der im flachen Wasser ein Baumstamm eine trockene Brücke zum Land bildet. Wieder sorgt die untergehende Sonne für einen unvergesslichen Abend.
Schrecken lauern im Dobensee auch unter Wasser, wenn man nicht aufpasst. Wir kommen gerade noch glimpflich davon, als unser Boot in Sichtweite der Halbinsel Fuleda aufläuft, aber nur ein paar Kratzer davonträgt. Nach diesem aufregenden Segeltag verbringen wir den Abend – leider schon unseren letzten - im Hafen des Studentenbundes "Almatur", der sein Sportzentrum in der Nähe von Gi´zycko mitten in die Stille eines Waldes gebaut hat, aber auch von der Vermietung an lautstarke Touristengruppen lebt.
Im Hochsommer, wenn die meisten Polen Ferien haben, sind die Seen bis hinauf nach Wegorzewo/Angerburg weiß gefärbt von den Segeln der zahlreichen Charteryachten und Eigenbauten. Dann haben die weißen Ausflugsboote, die im berühmten Touristenzentrum Nikolaiken/Mikolajki den Platz am riesigen Spirdingsee mit einer unübersehbaren Flotte von Segelyachten teilen müssen, in der Enge der Kanäle einige Mühe mit den motorenden Segelboot-Pulks, die es offensichtlich alle auf die bewegte Wasserfläche des Mauersees zieht.
Das Gedränge macht allenfalls den Nostalgie-Touristen Spaß, die auf dem Wasserweg ihre alte Heimat oder die ihrer Eltern erkunden möchten, auch wenn sie immer wieder erleben müssen, dass der über mehrere Jahrzehnte herrschende Sozialismus wie auch der später einsetzende Fortschritt viele Erinnerungen plattgemacht haben. Was sicher noch ist wie früher: Im Sommer riechen die bildschönen Alleen intensiv nach Lindenblüten. Ein unvergesslicher Duft, nicht weniger beeindruckend als die Bilder von blutroten Sonnenuntergängen, Kranichen, Störchen oder Graureihern im Flug, die uns im Gedächtnis geblieben sind.
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