Segelreviere in KAPVERDEN

Vor der Küste Afrikas liegt eines der bislang weitgehend unbeachteten Reviere des Atlantik. Die Kapverdischen Inseln bieten gute Bedingungen für Segler vor allem wegen der Verlässlichkeit des Passatwinds. Die besten Bedingungen in einem ganzjährig sehr gut befahrbaren Seeraum sind in den europäischen Wintermonaten vorzufinden, von etwa November bis März. Die Vulkaninseln zeichnen sich durch raue Schönheit und kulturelle Vielfalt aus. Aber Vorsicht! Wir befinden uns hier nicht im sicheren Europa...

Allgemeines
Die Kapverden liegen 460 Kilometer vor der Küste Afrikas. Insgesamt besteht das kapverdische Archipel aus 15 Inseln; neun davon sind von insgesamt gut 400.000 Menschen bewohnt. Unterschieden werden die Inseln in zwei Kategorien: Barlavento (über dem Wind, Norden) und Sotavento (unter dem Wind, Süden). Die Kapverden sind eine nunmehr unabhängige ehemalige portugisiessche Kolonie. 1975 lösten sich die Inseln von Portugal. Portugiesisch ist aber nach wie vor eine der Landessprachen, zusammen mit dem Kapverdischen Kreol.

Um eines bereits vorweg klarzustellen: Wer auf den Kapverden eine perfekte Infrastruktur oder umfangreiche Services nach europäischen Standards erwartet, wird enttäuscht werden. Und doch: Insgesamt sechs Flughäfen sind auf den Inseln verteilt. Und dank der stetig anwachsenden Besucherströme locken vor allem die Hafenstädte wie Porto Grande (auf Santo Antao), Porto do Tarrafal (Sao Nicolau), Porto da Furna (Brava) oder Porto de Sal-Rei auf Boavista mit Restaurants, Märkten und kleineren Geschäften. Vieles wirkt noch improvisiert auf den Kapverden. Die Leute sind aber sehr herzlich und immer bemüht zu helfen. Und im Vergleich zu den bekannten Segelrevieren sind die Kapverden noch ursprünglich und auch billig.

Die Hauptinseln / Ankerplätze
Und natürlich gibt es auch zahlreiche größere Marinas auf den Inseln, unter anderem auf den drei Hauptinseln des Nordwestens, Santa Antao, Sao Vicente und Sao Nicolau (die auch alle einen Flughafen haben). Auf Sao Vicente befindet sich der Porto Grande (in Mindelo). Auf der Nachbarinsel Santa Antao liegen zwei Marinas, genauer in Tarrafal und Monte Ingo, ebenso auf Sao Nicolau. Auf den kleineren Inseln gibt es auch zahlreiche Nothäfen, sodass man auch dort vor Anker gehen kann, wie z.B. in Preguiça auf Ribeira Brava.

Brava, Fogo, Santiago und Maio liegen im Süden. Praia ist die größte Stadt der Kapverden; sie liegt auf Santiago. Fogo, die Feuerinsel, bestand früher aus einem einzigen großen Vulkan, der aber im Jahr 1500 ausbrach und die Osthälfte im Meer versenkte. Noch heute ist eine Fahrt ins Inselinnere ein geologisches Abenteuer. Der Inselhafen liegt in Cavaleiros. Hier heißt es jedoch wegen des teilweise schnell aufkommenden Schwell, das Boot jederzeit unter Beaufsichtigung zu lassen.

In der Hauptstadt Sao Felipe (früher der Name Fogos) sind diverse kulinarische Genüsse im Angebot, so z.B. das inseltypische „Cachupa“-Gericht aus Mais und Bohnen, serviert mit gebratenen Würsten und auf Wunsch mit einem Gläschen Grog.

Auf der Nachbarinsel Santiago (Sao Tiago) ankert man am Besten im Norden, in Tarrafal. Auf Santiago gibt es auch eine der ältesten Kirchen südlich der Sahara zu bestaunen. „Nossa Senhora do Rosario“ wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Santiago ist eine der ursprünglichsten Inseln geblieben – hier ist der kulturelle Mix der afrikanischen und portugiesischen Einflüsse zu spüren. Landgänge auf den Kapverden sind immer auch eine Zeitreise in eine Welt, die noch nicht gänzlich in der Moderne angekommen ist. So beispielsweise auf Brava, der „wilden“ Insel, wo der Puls der Zeit noch etwas langsamer geht.

Segeln / Wetter
Die Segelbedingungen sind nicht nur aufgrund des stetigen Passats ideal. Statistisch gesehen regnet es auf den Kapverden weniger als zehn Tage pro Jahr. Die Temperaturen sind bei Tag und Nacht sowie das ganze Jahr hindurch ähnlich warm, etwa zwischen 25 und 30 Grad. Die Wassertemperaturen sind geradezu paradiesisch mild. Die Vegetation auf den Kapverdischen Inseln ist nicht wirklich üppig-tropisch sondern wegen der Trockenheit eher halbwüstenartig. Aber keine Bange: Palmen gibt es auch auf den Kapverden, sodass man auf das Tropen-Flair nicht ganz verzichten muss... Besonders im Osten des Archipels sind große Sanddünen und Mangrovensümpfe verbreitet.

Fazit
Wegen des teilweise starken Passatwinds und des Schwell an vielen Ankerplätzen sind die Kapverden eher für fortgeschrittene Segler zu empfehlen. Und bei den Landgängen sollte man vorsichtig sein, denn sicher sind nicht alle Gegenden und Städte auf den Inseln. Unbewacht sollte man auch die Yacht niemals zurück lassen. Aber wer sich auf das Abenteuer vor der Küste Afrikas einlässt, wird mit beeindruckenden Vulkanpanoramen, kulinarischen und kulturellen Entdeckungen, einer lebendigen und facettenreichen einheimischen Kultur und tollen Wind- und Wetterbedingungen belohnt! Und dabei sind die Inseln bei weitem nicht aus der Welt: Von Europa aus erreicht man die Kapverden mit diversen Fluglinien in etwa 6,5 Stunden...