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ÜBERS WASSER GEHEN

Frauen an Bord

"Unnerröck an Bord - dat gifft Malheur" lautet ein alter Spruch von der Waterkant, der für die Süddeutschen unter uns nichts anderes sagt als: Auf'm Wasser Weiberleut - des macht kei Freud! Die Legende sagt: Frauen an Bord bringen Unglück. Belegt ist das allerdings nur für das alte China und auch nur dann, wenn die Lady auf einem gegnerischen Schiff herumturnt: Die Piratin Cheng Sao soll im 18. Jahrhundert eine Flotte von über 400 Schiffen befehligt haben. Zum Höhepunkt ihrer Karriere handelte sie mit einem eingeschüchterten Gouverneur eine Generalamnestie für 50.000 Piraten aus. Merke: Bei chinesischen Historikern ist traditionell alles etwas größer und spektakulärer. Die muss man sich denken wie einen deutschen Skipper, der gerade überstandene Sturmböen oder gefangene Fische beschreibt.

Auf dem eigenen Schiff bringen Frauen dann Unglück, wenn die Reise sehr lang ist und nicht jeder Mann seine eigene dabei hat. Dann gibt es Balzkämpfe um die Mangelware. Bei solchen denken Seemänner an alles andere als Segel bergen und Schwimmweste anziehen. Sie wollen lieber alles ausziehen und „Tau versenken spielen". Weil sie dann sehr beschäftigt sind, kommt stattdessen schon mal „Schiffchen versenken“ dabei heraus. Das ist dann das Malheur, das sich aus dem Unterrock entwickelt.

Politisch korrekte Skipper erklären dennoch auf Nachfrage, dass sie Windsbräute schätzen, weil sie Matrosen zu sozialadäquatem Verhalten veranlassen. Eine reine Männercrew führe letztlich nur zu nautisch bedenklichen Sauftouren. Überhaupt würden gemischte Crews besser auf sich achten und das ganze Schiff sei irgendwie ordentlicher. Ich finde das seltsam, denn das einzige Unglück mit mir als erstem Maat ist nur passiert, weil ich unordentlich war.

Bevor sie die Marina im türkischen Fethiye aufgerüstet haben, musste man da mit Heckanker Bug voraus anlegen. Unser Charterschiff hatte folglich neben dem Buganker auch einen fürs Heck – und eine lange Nylonleine dazu. Diese Biester vertüddeln sich bekanntlich, sobald man ihnen den Rücken zudreht. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber nicht und hatte das Teil ignoriert – bis ungefähr 25 Meter vor dem Kai. Skipper Big Henry stand am Ruder, ich brachte Heckanker aus, dessen Leine sich produktadäquat verhedderte, kaum hatte der Anker gegriffen. Der Schub des Schiffs drohte, mir das ganze Zeug aus den Händen zu reißen – also riss ich in die andere Richtung, um die Leine klar zu kriegen. Im heftigsten Gerupfe dreht Skipper sich um - und kriegt prompt meinen wie einen Pumpschwengel arbeitenden Ellenbogen auf die Nase. Ihm wird schwarz vor Augen, schlecht vor Schmerz... der Rest ist selbsterklärend. Das Schiff kam mitten im Hafenbecken ruckartig zum Stehen, da ein gigantischer Nylon-Wuhling das weitere Manöver unterband. Andernfalls hätten wir den Bug verkürzt.

Fethiye hatte was zu Lachen über den armen Mann und es ist daher verständlich, dass viele seiner Geschlechtsgenossen lieber ohne derartige feminine Unterstützung an Bord auskommen. Einen anderer Grund für die Ablehnung erlebte ich im portugiesischen Viana do Castelo. So wie bei uns auch saß an diesem lauen Juniabend auf fast jeder Yacht die Crew im Cockpit, den zweiten Sundowner in der Hand. Die Marina war bis auf eine schmale Lücke gepackt voll. Da kommt noch eine mindestens 51 Fuß lange britische Oyster um die Ecke, ein älteres Ehepaar im Cockpit, eine sehr junge Frau am Ruder. Die Jungs auf den sicher vertäuten Yachten gucken erwartungsvoll: Frau am Steuer und kein Platz! Das wird feinen Ärger geben! Zur allgemeinen Verblüffung blieb das alternde Pärchen ganz einfach sitzen und die Skipperesse legte alleine und in aller Seelenruhe das eleganteste Anlegermanöver hin, das zu sehen ich je die Ehre hatte. Am nächsten Morgen kommt raus: Die Lady ist eine in England ausgebildete Berufsseglerin. Nicht viele Frauen segeln, aber wenn, dann segeln viele Frauen richtig gut.

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