Segelreviere in Kleine Antillen
Yachtcharter Kleine Antillen: Törnbericht
Windige Windwards
Über ein Jahr intensiver Vorbereitung liegen hinter mir, als ich zusammen mit meiner Freundin und Co-Skipperin Sabine Anfang September in einem Jumbo-Jet der Air France von Paris in Richtung Martinique abhebe. Wir sind einige Tage vor der Crew angereist, um uns bereits ein wenig zu akklimatisieren und die letzten organisatorischen Vorereitungen vor Ort zu treffen. Unser Törn führt von Martinique in 14 Tagen nach Süden und wieder zurück nach Martinique, dabei besuchen wir die Inseln St. Lucia, St. Vincent, Bequia, Mustique, Tobago Cays, Union Island, Sandy Island und Palm Island.
Gleich nach der Landung geht es per Leihwagen von der Hauptstadt Martiniques, Fort de France, in Richtung Süden nach Le Marin. Noch bevor wir unser Hotel beziehen, machen wir einen Abstecher zu unserer Chartergesellschaft, um den Übernahmetermin der Yacht zu vereinbaren. Die folgenden Tage vor Törnbeginn verbringen wir teils mit Inselbesichtigung und Strandleben, teils mit weiteren Vorbereitungen: Die ganze Crew besteht aus begeisterten Tauchern, so dass neben neun Tauchflaschen auch noch ein Kompressor besorgt und inspiziert werden muss.
Schnell sind die letzten Tage vergangen und am Samstagmorgen ist es endlich soweit. Sabine und ich haben uns bereits um 8 Uhr zur Schiffsübernahme angemeldet. Weil die Yacht in der Vorwoche nicht verchartert war und sowieso in der Marina liegt, geht das ausnahmsweise so früh. Aufgeregt fahren wir die kurze Strecke zum Hafen, schlendern den Steg entlang und suchen die Lagoon 47, unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen. Und plötzlich stehen wir vor ihr. Schön ist sie, schneeweiß, einladend großzügig und noch viel imposanter als erwartet. Ein Katamaran ist optimal für die Karibik, der niedrige Tiefgang erschließt uns beste Ankerplätze und das enorme Platzangebot (4 riesige Doppelkabinen, 4 Bäder, an die 100 m2 Deck, etc.) begeistern die Crew.
Mittlerweile ist die Crew fast komplett eingetroffen und den ganzen Samstag wird Proviant gebunkert und die Yacht beladen. Mindestens sieben übervolle Einkaufswagen werden verladen, denn auf einem Törn nach Süden empfiehlt sich hier in Frankreich ein Großeinkauf. Spät nachts kommen mit neunstündiger Verspätung endlich die letzten beiden Crewmitglieder an. Ihre Maschine konnte wegen heftigen Unwettern über Martinique nicht landen und wurde vorläufig nach Guadeloupe umgeleitet.
Zur Begrüßung mixen wir die ersten karibischen Cocktails. Gegen Mittag des nächsten Tages heißt es nach einer gründlichen nautischen Einweiung aller Crewmitglieder „Leinen los" und wir laufen unter Motor aus dem Hafen in Le Marin aus. Der Sturm des Vortages hat sich zwar einigermaßen gelegt, aber hohe Wellen machen uns den südlichen Kurs sehr ungemütlich. Trotzdem erreichen wir nach ca. 5 Stunden Überfahrt in bester Laune die Bilderbuchbucht „Marigot Bay" auf St. Lucia. Der nächste Morgen begrüßt uns noch mit leichter Bewölkung, ab jetzt soll uns aber der Wettergott gut gesonnen sein, so dass wir in den kommenden 14 Tagen fast ausschließlich blauen Himmel und Sonne genießen können.
Von der „Marigot Bay" geht es zu einem mehrstündigen Tauchstopp in die Anse Conchon, wo wir das Wrack eines ca. 50 Meter langen Frachters betauchen, das herrlich mit Korallen bewachsen ist. Der Fischreichtum unter Wasser ist atemberaubend, sogar eine Wasserschildkröte zieht ihre Runden über uns. Von hier aus segeln wir weiter zu den berühmten Pietons von St. Lucia. Nachdem wir unsere Lagoon sicher an einer Boje vertäut haben, wandern wir wenige hundert Meter in das Landesinnere, um bei Sonnenuntergang unter einem heißen Wasserfall vulkanischen Ursprungs kollektiv zu duschen.
Die nächsten Tage segeln wir über St. Vincent und Bequia zu der Trauminsel Mustique. In der berühmten „Basil's Bar", wo auch Mick Jagger Stammgast ist, erleben wir bei einem Sundowner einen wahrhaftig traumhaften Sonnenuntergang. Früh am nächsten Morgen schippert uns ein Fischer mit seinem Boot an ein nördlich von Mustique gelegenes Riff, wo Anfang der 70er Jahre der französische Luxusliner „Antilles" aufgelaufen, ausgebrannt und gesunken ist.
Wegen der extrem starken Strömung sollten nur erfahrenere Taucher hinabsteigen. Nur einige von uns wagen das Vergnügen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Zurück bei unserer Yacht, heißt es dann auch gleich „Anker auf" und wir nehmen gegen Mittag Kurs auf die Tobago Cays, das Herzstück der Grenadinen. Gewarnt durch den unverzichtbaren nautischen Reiseführer von Chris Doyle, befinden wir uns noch bei hohem Sonnenstand vor der Einfahrt in die Inselgruppe. Wir finden ohne große Probleme einen Weg durch die gefährlichen Riffe. Die Farbe des Wassers wird immer unglaublicher, zusätzlich wird das Auge durch menschenleere Palmenstrände verwöhnt. Abends schmeißen wir unseren Bordgrill an und Chiefcook Charlie zaubert zusammen mit Herbert ein weiteres tolles Abendessen.
Zwei ganze Tage verbringen wir in dieser Idylle. Schnorcheln, Tauchen am Außenriff (mit Hai-Kontakt) oder einfach nur Relaxen am Strand läßt uns den Alltag in Deutschland ganz und gar vergessen. Nur schwer können wir uns von den Tobago Cays losreißen und segeln nur einige Seemeilen weiter nach Mayero. Nach einem Tauchgang an einem versunkenen englichen Kanonenboot setzen wir unsere Fahrt fort und machen in Clifton Harbor auf der Insel Union fest. Ein Teil der Crew verläßt am Abend die Yacht zubr Landgang, um eine Raggae-Party zu besuchen, der Rest beschließt den Tag mit Cocktails an Bord.
Während hier die meisten Charteryachten aus dem Norden umdrehen, ist unser Wirkungskreis mit einem Katamaran größer und wir laufen am nächsten Tag weiter südlich Sandy Island an, die nächste Perle der Karibik. Wir finden einen menschenleeren Strand vor: 400 Meter weißer Sand und 20 Palmen für uns allein. Da es vor dieser Insel keinen Nachtankerplatz gibt und wir einige Tage wie Robinson Crusoe an Palmenstränden fernab jeglicher Zivilisation verbracht haben, steuern wir auf nördlichem Kurs Petit St. Vincent an.
Von dort aus führt unser Törn über Palm Island ein weiteres Mal nach Bequia, wo wir einen Hafentag einlegen. Neben einem geführten Tauchgang mit Dive Bequia erkundet ein Teil von uns die Insel per Taxi. Ein sehr großer Segelschlag führt uns von Bequia zurück nach St. Lucia. Erneut tauchen vor uns die beiden kegelförmigen Pietons auf, diesmal, fast schon kitschig schön, überspannt ein Regenbogen dieses Wahrzeichen.
Kurz nach Sonnenuntergang machen wir zwischen den beiden steil emporragenden Bergen fest. Sehr früh am kommenden Morgen verlassen wir unseren Liegeplatz und nehmen noch einmal Kurs auf die Anse Conchon. Wir waren so begeistert von dem dort gesunkenen Wrack, daß wir erneut dort tauchen wollen. Nach zwei weiteren Tauchgängen am Wrack und tollen Unterwasser-Felsformationen setzen wir gegen Mittag unsere Fahrt mit dem Ziel Marigot Bay fort. Vier von uns unternehmen noch eine ca. vierstündige Inselexkursion mit einem Führer namens Roger. Er zeigt uns einen noch aktiven Vulkan, das Fischernest Soufrière und andere Sehenswürdigkeiten.
Das Ende naht. Nach vierzehn Tagen steuern wir braungebrannt und sehr wehmütig Martinique an. Ein für uns alle unvergeßlicher Törn ist vorüber. Gemeinsam überlegen wir, ob wir nicht doch hierbleiben sollten, um diese endlose, türkisblaue Weite und das lässige Leben an Bord einzutauschen gegen triste Betonwände und Dauerregen in Deutschland.
Fazit: Auch wenn von Mai bis September in der Karibik Hurrikan-Saison ist und die Gefahr besteht, dass ein tropischer Wirbelsturm entsteht, heißt es noch lange nicht, daß diese Zeit für einen Segeltörn ungeeignet ist. Je weiter man im Süden segelt, desto geringer ist die Gefahr, von einem Hurrikan überrascht zu werden. Überrascht ist übrigens das falsche Wort, ein ausgezeichnetes Frühwarnsystem kündigt schon mehr als 24 Stunden im Voraus eine eventuelle Hurrikan-Gefahr an. Man hat also ausreichend Zeit einen geeigneten, sicheren Liegeplatz aufzusuchen, um den Sturm abzuwettern.
Die etwas häufigeren Regenfälle in dieser Zeit werden eher als angenehm empfunden, der größte Vorteil, der für diese Jahreszeit spricht, ist jedoch die Tatsache, daß man nicht mit hunderten anderer Yachten unterwegs ist, sondern noch wirklich überall einsame Ankerplätze findet. Zum Beispiel trafen wir in den gesamten Tobago Cays nur vier weitere Yachten an. In der Hauptsaison tummeln sich hier teilweise über hundert Schiffe. Während unserer 14 Tage auf See zählten wir nur einen Tag mit wirklich schlechtem Wetter, zwei weitere die stark bewölkt waren, alle anderen bescherten uns einen Himmel, wie man ihn aus Urlaubsprospekten kennt. Einstimmig war die Meinung, jederzeit wieder diese Saison zu wählen, und statt Touristenrummel Karibik-pur zu erleben.
Unerfahrenen Skippern rate ich dennoch von dieser Jahreszeit ab, da die Windrichtungen häufig untypisch sind und Wetteränderungen oft unangekündigt eintreten können. Auch sollten Kenntnisse zur Hurrikan-Abwetterung vorhanden, sowie die typischen Hurrican-Holes bekannt sein, in die man sich im Fall der Fälle zurückziehen kann. Regelmäßiges Abhören des Wetterberichtes, sowie Kenntnisse zur Auswertung von Satelliten-Wetter-Aufnahmen sind ebensfalls Pflicht.
- Charter Kleine Antllen:
- In zwei Wochen von Martinique aus nach Süden
- Charter Kleine Antillen:
- In 14 Tagen von Martinique nach Grenada
Meinungen zu Kleine Antillen
Bestes Revier im europäischen Winter!
0 von 0 fanden diese Bewertung hilfreich.
0 von 0 fanden diese Bewertung hilfreich.
Beeindruckend vielfältige Fauna, sowohl in der Luft (u.a. Blaufußtölpel, Pelikane, Fregattvögel, Kolibris) als auch unter Wasser (Delphine, Thun, Rochen, Haie, unzählige Rifffische).
Von der berichteten Kriminalität (vgl. CSSN-website) haben wir nichts bemerkt. Die (überall freundlich und nicht übermäßig aufdringlich) angebotenen Dienste von "boat boys" haben wir oft angenommen. Wenn wir sie ablehnten, war dies aber auch nie ein Problem. Dinghy, Außenborder & Benzintank haben wir an Land und nachts immer mit Stahlkabel und Vorhängeschloss gesichert.
In der Regel stabile Passatwinde 3-5 Bft. Wir hatten aber auch ein paar Tage 5-6 (in Böen bis 8) Bft. aus ONO, was uns im Zusammenhang mit dem Bootstyp (s. dort) etwas Probleme bereitet hat.
0 von 0 fanden diese Bewertung hilfreich.
0 von 0 fanden diese Bewertung hilfreich.
0 von 0 fanden diese Bewertung hilfreich.
0 von 0 fanden diese Bewertung hilfreich.
Sie haben Fragen zu einem Revier oder einer Yacht?
Rufen Sie uns einfach an
- Telefon:
- 0800 0704 700 (kostenlos aus D-A-CH)
täglich von 7-22Uhr